Passend zur Jahreszeit ist die "Gruselgeschichte" das derzeitige Schularbeitenthema der 2. Klassen im Deutschunterricht. Zu passenden Impulsbildern, Reizwörtern oder vorgegebenen Einleitesätzen schreiben die Kinder spannende und vor allem gruselige Geschichten. Zwei sehr gut gelungene Texte wollen wir euch nicht vorenthalten.
Die Kapelle des Ungeheuers
An einem besonders windigen 31. Oktober ging ich in einem leicht nebligen, moorastigen Wald spazieren. Ich sog die Luft ein. Sie roch nach feuchtem Waldboden. Plötzlich hörte ich ein Heulen ganz in meiner Nähe. Erschrocken zuckte ich zusammen. Wieder ein Heulen. Vorsichtig drehte ich mich um. Es war ein Waldkauz gewesen. Er flog tiefer in den Wald hinein. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, doch meine Neugier, wohin er wohl fliegen mochte, siegte. Etwas beunruhigt folgte ich dem lautlosen Tier. Nach einer Weile aber – da! – war eine kleine, alte, morsche und mit Moos überwachsene Kapelle. Hinter den Fenstern flackerte ein schwaches Licht. Auf einmal hatte ich einen Geistesblitz. Es wurde sich in meinem Dorf erzählt, dass in einer ehemaligen Kapelle ein furchtbares Ungeheuer lauerte. Meine Eingeweide zogen sich zusammen und alle Muskeln in meinem Körper spannten sich an. Das musste das sagenumwobene Gebäude sein! Plötzlich hörte ich ein schreckliches Geheule. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Dann war da ein Knarzen. Noch bevor ich mich versah, flog die morsche Tür der Kapelle auf und eine dunkle Gestalt bewegte sich in die stockfinstere Nacht. Man konnte nur ein unheimliches, leuchtendes Paar Augen und einen Mund, der ebenfalls leuchtete, erkennen.
Vor Entsetzen gelähmt beobachtete ich, wie das furchteinflößende Wesen ganz langsam auf mich zukam. „Hilfe!“, schrie ich, nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte, „Oh, helft mir doch!“ Alles umsonst. Mich hörte niemand. Also sah ich mit angstgeweiteten Augen zu, wie das grauenhafte Ding immer näherkam. Nun hörte ich, dass von dem Wesen seltsame Geräusche ausgingen. Da hatte es mich auch schon erreicht. Voller Panik wartete ich darauf, dass es mich biss oder sonstiges. Doch – es strich um meine Beine! Ich erkannte auch das Geräusch, das von ihm ausging – es war ein verzweifeltes Miauen! Vorsichtig bückte ich mich hinunter und sah, dass der Kopf ein Kürbis war! Ich hob ihn herunter und zum Vorschein kam – eine kleines, am linken Vorderbein verletztes Kätzchen!
Erleichtert nahm ich das süße Tierchen in meine Arme und trug es zu dem Tierarzt meines Dorfes. Als die Katze wieder gesund war, durfte ich sie behalten. Ich nannte sie Mirli. Die Kapelle meide ich seit diesem Zeitpunkt trotzdem. Wer weiß, ob nicht doch ein richtiges Ungeheuer dort spukt?
-Magdalena aus der 2a
Die Gruselhütte
Es war Freitag, der 13. November und ich war bei meiner Freundin Leila. Sie wohnte neben einem alten, gruseligen Wald. An diesem Abend wollten wir als Mutprobe hineinspazieren.
Leila und ich schlenderten vorsichtig zwischen die alten, knorrigen Bäume. Es wurde bereits dämmrig. Die Luft war feucht und roch modrig, der weiche Waldboden gab unter meinen Füßen leicht nach. Nebelschwaden breiteten sich aus. Im Dickicht raschelte und knackte es. Die morschen Bäume bogen sich leicht im Wind. Es wurde kühler und ich begann zu frieren. Nach ein paar Minuten Fußmarsch kamen wir bei einer alten Hütte an. Sie war morsch und moosbewachsen. Ein Turm, der aus dem zerfallenen Dach des Gebäudes ragte, wachte geisterhaft über den Wald. Die einzigen Lichtquellen waren eine beleuchtete Kürbisfratze und zwei kleine Fenster mit kaputtem Glas, durch die Kerzenschein drang. Aber Moment mal… Licht? Das musste bedeuten, dass jemand in der Hütte war. Oder etwas? Wie zur Bestätigung kam ein furchterregendes Knurren aus dem Häuschen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. „Fi… Fi…Fiona? Wa… Was war das?“, stotterte Leila und griff nach meiner Hand. Die war genauso klatschnass vor Schweiß wie meine. Ich wollte antworten, doch kein Laut kam aus meiner staubtrockenen Kehle. Ich probierte den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken, aber vergeblich. Schon wieder ertönte ein unheimliches Knurren. Vorsichtig wichen wir einen Schritt zurück. Der Nebel wurde dichter. Ein leises Schlurfen. Knarzende Schritte. Leila quiekte, als plötzlich ein Schatten am Fenster erschien. Dann Stille. Totenstille. Ich umklammerte Leilas Hand noch fester. Meine Knie zitterten vor Angst. Was war in der Hütte? Was geschah als nächstes? Waren wir in Gefahr? Mein Herz pochte wie wild. Da! Ein Poltern und Klopfen. Leises Gemurmel. Ich schrie auf. Ein Gesicht am Fenster. Es verschwand wieder, so schnell, wie es aufgeraucht war. Schritte. Ein Jaulen. Die Tür der Hütte ging knarzend auf. Panik stieg in mir hoch. Ein hüfthohes, vierbeiniges Wesen kam ums Eck. Es hatte Fell. Zotteliges Fell. Ein Hund? Ein Werwolf? Eine menschliche Gestalt stieg hinter der Tür hervor. Kaum hatte ich sie erblickt, da löste ich mich aus meiner Schockstarre. „Aaahhh! Lauf! Weg hier!“, kreischte ich. Leila und ich drehten uns um und rannten, wie wir noch nie gerannt waren. Meine Beine brannten. Ich schwitze und bekam kaum noch Luft. Doch ich rannte weiter. Unsere Schritte und unser Keuchen halten im dunklen Wald laut wieder. Außer Atem kamen wir bei Leilas Zuhause an. Unsere Gesichter glühten vor Hitze. Dennoch fror ich im eisigen Wind. Wir klopften. Zitternd und leichenblass, Zähne klappernd und nach Luft ringend. Leilas Mutter Annika öffnete grinsend die Tür. Doch sobald sie uns erblickte, wich alle Fröhlichkeit von ihrem Gesicht. Verdutzt ließ sie uns herein. Wir kuschelten und mit dicken, weichen Decken auf die große Couch und ließen und von Annika eine große heiße Schokolade bringen. Immer noch verängstigt erzählten wir Leilas Mutter, was passiert war. Als wir fertig waren, lachte sie.
Annika erklärte uns, dass das in der Hütte nur der Jäger Anton Fuchs mit seinem Hund Finn war. Der Mann lagerte dort einen Teil seiner Jagdausrüstung. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Dann spukte es doch nicht.
-Elina aus der 2a